
Das Rätsel der Scribeclava
DAS RÄTSEL
Wie alles begann
Unglaublich wie viel Zeit vergangen ist, seit mir 1986 in Rom die Scribeclava praktisch in die Hände fiel. 31 Jahre. Es ist das Rätsel meines Lebens… Was ist damals passiert?
Nach meinem Studienabschluss an der Universität Bergen begab ich mich im Sommer 1986 auf große Europa-Rundreise und gastierte unter anderem in Rom. Aufgenommen in die Gesellschaft Jesu und die Gemeinschaft des Hl. Ignatius von Loyola begab ich mich in das Pontificum Collegium Germanicum et Hungaricum um dort an den Exerzitien teilzuhaben.
Wie fast jeder junge Mensch an der Schwelle zum Erwachsenwerden befand ich mich in einer Sinnkrise, heute nennt man das wohl Quarter Life Crisis. Als jesuitischer Bruder im Geiste ging in meinem Falle eine schwere Glaubenskrise einher. Von der Teilnahme an den Exerzitien erhoffte ich mir meine Klarheit wieder zu finden, wenn nicht gar Rettung für mein Seelenheil.

Im Kolleg traf ich Jorge Mario Bergoglio, der von August bis Oktober 1986 im Rahmen seiner Dissertation als Besucher eines Deutschkurses am Goethe-Institut in Rothenburg ob der Tauber lebte. Auch er hatte sich für ein Exerzitien-Wochenende am Kolleg angemeldet. Zum Abschluss unternahmen wir alle eine Exkursion in die Vatikanische Apostolische Bibliothek, wo ich auf die Scribeclava stieß.
Viele Male habe ich diesen für mein Leben so schicksalsträchtigen Ort immer wieder aufgesucht. Immer am Rätsel. Und auf ewig verbunden mit meinem großen Bruder und Förderer, mit dem ich auch nach seiner Rückkehr nach Córdoba in enger Freundschaft verbunden blieb.
Die Scribeclava
Der geniale Leonardo da Vinci soll sie erfunden haben - die Scribeclava. Ein ausgefeiltes, tragbares Gefäß in dem Information sicher vor den Augen des Feindes und anderen neugierigen Blicken verborgen werden konnte.
Ein ausgefeilter Mechanismus
Es handelt sich um einen hohlen Zylinder, der aus fünf Messing-Walzen besteht. In jede Walze sind umlaufend Marmorplättchen eingelegt, in die jeweils ein Buchstabe eingraviert ist. Die Funktionsweise der Scribeclava erinnert an die Mechanik eines Zahlenschlosses: Ist das richtige Passwort eingestellt, so lässt sich der Zylinder leicht öffnen. Im Inneren der Scribeclava befindet sich eine Rolle aus Papyrus und ein zweiter Schutzmechanismus: Die Papyrusrolle ist um eine zerbrechliche, mit Essig gefüllte Phiole gewickelt. Öffnet man die Scribeclava gewaltsam, zerbricht die Phiole und der Essig zersetzt den Papyrus – die enthaltene Information wird zerstört.
Die Scribeclava: Älter als Leonardo da Vinci?
Der islamische Ingenieur und Autor Ibn al-Dschazari beschrieb bereits im 12. Jahrhundert nach Christus die Konstruktion von Kombinationsschlössern. In einer spätmittelalterlichen Handschrift aus dem Jahr 1420 n.Chr. finden sich erste Abbildungen sogenannter Malschlösser, die der Scribeclava überaus ähnlich sehen. Das Grundprinzip der mit Ziffern oder Zahlen beschrifteten Walzen findet sich nicht nur in Schlosssystemen, sondern wurde auch zur Chiffrierung von Geheimbotschaften genutzt.
Das Codieren und Decodieren von Nachrichten
Thomas Jefferson erfand um 1790 die Jefferson-Walze, deren Konstruktion dem erwähnten Malschloss und der Scribeclava ähnelt. In den 1920er-Jahren wurde auf dieser Grundlage der Chiffrierzylinder M-94 konstruiert und vom US-Militär eingesetzt. Richtig berühmt wurde das Prinzip Anfang des 20. Jahrhunderts: Elektronische Rotor-Chiffriermaschinen wie die Enigma, die ab etwa 1915 entwickelt wurden, verfolgten eine ähnliche Idee und die verwendeten Rotoren und Walzen weisen ebenfalls eine deutliche optische Ähnlichkeit mit Scribeclava & Co auf.
Das Rätsel
Nach dem Öffnen der Scribeclava stand ich vor einem neuen, noch größeren Rätsel. Das enthaltene Manuskript war in einer Weise verschlüsselt, die nicht nur mir als versiertem Hobby-Kryptologen bis dato völlig unbekannt war.
Doch ich wäre nicht Sciolokarl, wenn ich mich davon hätte entmutigen lassen! 25 Jahre und ungezählte Irrwege später kann ich nun verkünden: Das Rätsel ist gelöst, die Chiffre ist gebrochen.
Das sagenhafte Citohoria
Und heute, am 13. Dezember 2017 geht sie los: die Reise meines Lebens. Traum eines jeden Forschers. Ich gehe auf Tauchfahrt, reihe mich ein in die Zahl der großen Entdecker der Menschheit. Ich werde dich finden, du Göttin Citohoria!

